Kann die künstliche Intelligenz wirklich kreativ sein?

Dieser Frage wurde bei einer gemeinsamen
Veranstaltung der Landesinnung der Salzburger Berufsfotografie und der Fachgruppe Werbung im Plenarsaal der WKS nachgegangen.

Die Antwort ist nicht eindeutig. Zumindest sind die
neuen KI-Anwendungen neue Werkzeuge für die „Kreativen“. In einem Impulsvortrag veranschaulichte der KI-Experte Michael Katzlberger anhand von Best-Practice-Beispielen, wie die „kreative“ KI die Kreativwirtschaft verändern wird und bereichern könnte.

Keine Panik vor der KI
„Was wir hier erleben, ist eine absolut faszinierende Technologie, die wir vorher noch nicht hatten. Ich kann jedem Kreativen nur dazu raten, sich intensiv damit zu beschäftigen
um mit der KI seine Kreativität auf ein völlig neues Level zu heben“, betonte Katzlberger, der sich seit den 90er Jahren mit dem Thema KI beschäftigt.
Er riet jedenfalls dazu, „keine Panik“ zu haben. Gleichzeitig lieferte er Visionen für eine Zukunft, in der KI als kreativer Partner fungieren wird. „Im Vergleich zu früher findet aktuell eine großartige Erweiterung der menschlichen Kreativität statt. Mein Job hat mir noch nie so viel Spaß gemacht wie heute“, unterstrich der KI-Spezialist, der unter der Marke „3Liot“ Unternehmen aus der Kommunikationswirtschaft sowie Kunst- und
Kulturschaffende bei der Umsetzung von Kreativprojekten mit der KI unterstützt. „Ich will das Thema KI vor allem entmystifizieren, um es den Unternehmer:innen und der breiten Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen“, erklärte Katzlberger.

Der Einstieg in die Welt der künstlichen Intelligenz ist nicht übermäßig schwierig: Die populärsten Programme, die es derzeit gibt und die für den Einstieg sicher am einfachsten zum Ausprobieren
seien, seien etwa ChatGPT (Version 4), Dall-E 2 oder Midjourney. Letztere dienen der Bilderzeugung, mit bereits eindrucksvollen Ergebnissen.

Prompt Engineering als Zukunftsbereich
Die Schnittstelle zu den KI-Programmen ist mittlerweile ganz einfach: Es gibt nur ein Feld, in dem man einen Text mit den Anweisungen eingibt und auf Return drückt. Als Ergebnis werden mehrere Bilder geliefert, die man dann in weiteren Arbeitsschritten verfeinern kann. Die Qualität des Ergebnisses hängt dabei aber stark von der Eingabe – vom „Prompt Engineering“ bzw. „Prompt Design“ ab. „Ich glaube, das wird in der Werbeszene aber auch in verwandten Branchen einer der wichtigsten Berufe werden, in dem es darum geht, die richtigen Begriffe und Beschreibungen zu finden, um im Dialog mit der KI das beste Ergebnis zu erzielen“, erläutert der Experte. Das könnte in nächster Zeit auch auf die Produktion von Videos zutreffen. Denn schon
jetzt wird intensiv daran gearbeitet, auch Videos auf Basis von Textangaben zu erstellen. Die KI gestaltet dann die Filme, ohne Studio, Kameras und Schauspieler:innen. „Aber da werden wir noch etwa zwei Jahre warten müssen, bis wir die perfekten Ergebnisse haben werden“, wagt Katzlberger einen Ausblick.

Rechtliche Rahmenbedingungen
Aktuell sind hinsichtlich der Arbeit mit den KI-Programmen noch viele rechtliche Rahmenbedingungen nicht geklärt. „Derzeit ist es noch Grauzone. Ich gehe fix davon aus, dass es so etwas wie eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für Texte, Bilder und Videos geben wird, die mit KI produziert wurden. Ich hoffe auch, dass es diese Regelung bald geben wird“, bekräftigt Katzlberger.
Dass die Künstliche Intelligenz die Werbebranche grundlegend verändern wird, bestätigt auch Clemens Jager, Obmann der Fachgruppe Werbung und Kommunikation: „Veränderungen sind für uns als Werber aber selbstverständlich. Katzlbergers Vortrag sollte Wissen vermitteln und klar zum Ausdruck bringen, dass KI für uns eine Chance ist.“

Michael Katzlberger veranschaulichte anhand von Best-Practice-Beispielen, wie „kreativ“ die KI sein kann. Foto: WKS/ Franz Neumayr
Foto: WKS/Franz Neumayr
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